Nach dem Ende der Eiszeiten haben den Landstrich wiederholt Menschen aufgesucht; jedoch fanden sich bisher nur wenige mitteljungsteinzeitliche Spuren in Meyhens Flur. Zu dessen Ursprung und der Bedeutung seines Namens existieren nur Vermutungen. Sollte er von keltisch „Magina“ zu „magos“ =Ebene herrühren, was zu den landschaftlichen Gegebenheiten passt, müsste es einen Aufenthalt von Kelten etwa im 4./3. Jahrhundert v. 0 gegeben haben.

Eine Ansiedlung der Sorben ist nicht nachweisbar. Wahrscheinlich entstand erst im 11.-13. Jahrhundert, als der Landstrich von deutscher Kolonisation erfasst wurde, ein Angerdorf. In dessen westlichem Teil wurden graublaue Scherben (13.-16. Jahrhundert), im östlichen weißtonige, rot bemalte (13./14. Jahrhundert) sowie innen und außen grün, gelb und braun glasierte Keramik (14.-16. Jahrhundert) gefunden. Die rechteckige Gesamtflur des Dorfs, die wie aus der Flur des älteren Räpitz herausgeschnitten ist, weist auf planmäßige Anlage in frühdeutscher Zeit. Zudem deuten Flurnamen wie Gewende, was an die Gestaltung des bearbeiteten Bodens als Gewannflur erinnert, und Weingraben auf deutsche Kolonisten. Mhd. „maie“ = grüner Baum, Zweig oder Strauß konnte zur Namengebung dienen; ein Flurstück unmittelbar westlich Meyhens heißt „Grüner Berg“. Das könnte auf Eindrücke deutscher Kolonisten in der neuen Heimat deuten, die meist im Frühjahr kamen, um erste Aussaat und Hausbau in der warmen Jahreszeit meistern zu können.

Für die Zeit und den Bereich des Auftretens der graublauen Keramik ist eine stärkere Brandschicht nachzuweisen, was vermuten lässt, dass der westliche Dorfteil im 14./15. Jahrhundert einen Brand erlitt; in der Folge wurde wohl der dort gelegene Teich mit Brandschutt verfüllt. Die urkundliche Ersterwähnung des Dorfs erfolgte am 7. April 1448. Danach liehen Vikare der Domkirche zu Merseburg Baltzer Welthusen zu „meyen“, der damit der erste namentlich bekannte Einwohner ist, ½ Hufe im benachbarten Räpitz als Erbgut. Vermutlich handelte es sich bei Baltzer um den Dorfschulzen (-richter), der einen größeren Besitz hatte.

\"\"

 

 

Wie aus der Urkunde weiter hervorgeht, unterstand das Dorf dem Bistum Merseburg. Ihm waren die Bewohner abgaben- und dienstpflichtig. Im Protokoll der Kirchenvisitation 1545 bei Einführung der Reformation wurde Meyhen ein zur Pfarre Schkeitbar gehörendes Dorf genannt. Zur Visitation 1562 zählte es 14 wohnhafte Wirte, d. h. etwa 14 Gehöfte mit 70 Bewohnern, 1578 17 Wirte. Das blieb in etwa die Größe des Dorfs über Jahrhunderte hinweg.
Neben den Familien der Gehöftbesitzer gab es nun auch Gesinde ohne Hof und Land. So sind 1591 Thomas Junghans, Knecht des Pfarrers zu Quesitz, als Hausgenosse in Meyen und 1601 Anna, Portius Bocks Magd von Meyhen, nachweisbar. Zu 1601 ist erstmals ein Hirt namens Valten Schmidt und 1637 ein Schenke zu „Meihen“ erwähnt.

Zu den Besonderheiten des Orts, der 1568 als sog. Amtsdorf dem Amt Lützen unterstellt war, gehört, dass er weder Kirche, Friedhof noch Hospital besaß; diese Einrichtungen befanden sich in Schkeitbar. Die Hebamme „hießiger Orte“ kam, nachweislich 1784, aus Seebenisch. Nur Unterricht hielt man wohl zunächst als Reiheschule in den Bauernstuben Meyhens (auch zur Verpflegung des Lehrers).

Mit zunehmenden Verbindungen der Menschen wuchs die Seuchengefahr. So starben 1599 in Meyhen mehrere Personen an Diphtherie. 1613-14 erfasste die Pest die Orte des Kirchspiels, die in Meyhen 8 Todesopfer forderte. 1697 starben mehrere an den Pocken und 1707 sechs Einwohner an Lienteria (Milzerkrankung). 1778-79 gab es wegen Blattern und 1785 wegen Masern Opfer. Hoch war die Kindersterblichkeit. So büßte Mats Querkel zwischen 1592 und 1596 drei Kinder ein. Im Dreißigjährigen Krieg, während der Schlacht bei Lützen am 6. November 1632, stand ummittelbar westlich Meuchens der schwedische Train; der Lärm der Schlacht, die sich an der Straße von Lützen nach Leipzig hinzog, wird auch in Meyhen zu hören gewesen sein.

Besondere Ereignisse, vor allem Unglücke und Gerichtssachen, brachten immer wieder Unruhe ins Dorf und führten zu unkalkulierbaren Belastungen der Bewohner. Am 26. September 1644 wurde „Andreas Fiedler zu Meihen ... erschossen“; Hintergründe und ein Prozess sind nicht überliefert. Am 31. August 1679 wurde „in der Schencke zu Meÿen ... durch einen unglücklichen stoß“ ein Mann tödlich verletzt. Am 22. April 1683 starb Andreas Nebe (wohl der Schenkwirt), nachdem ihn ein kurfürstlicher Reiter „ubel tractiret“ hatte. Dann heißt es zum Jahr 1702: „Andreas Fiedler der Jünger ..., welcher ... den 4. April vormittage geackert, und als er Mittags nacher Hause gekommen, hat er das Pferd, welches sehr wach und kutzl[ich] gewesen, in absteigen ein wenig gerühret, solches alsobalden nebenst dem andern Pferde angefangen fortzulaufen. Er unversehens in die Stränge gefallen, und ihme darinnen hangend zum Dorffe ... hinaus erbärmlichen geschleppet, den Rückrath gantz und gar gebrochen, daß er dadurch Nachmittag ümb 2. Uhr, mit grosem Schmertzen seinen Geist aufgeben müßen, ... 53. Jahr, 2. Monat. 2 tage.“ 1728 prozessirte Maria Schmidtin zu Meyhen gegen Hans Berln jun. zu Quesitz „in p[un]cto Stupri [Schändung, d. h. Schwängerung] und der daher gesuchten Alimentation.“ Dann „ist uns auch noch allen die letzte Execution einer hiesigen Kindermoerderin bekannt. Maria Nebin von Mayen gebuertig, 23. Jahr alt, eine Dienstmagd bey dem Muehl-Schencken [in Knauthain?], hatte ... 1736. ihr in Unehren im Kuhstalle gebohrnes Kind ins Wasser geworffen, und ward nach von ihr ohne Tortur [Folter] gestandner That den 16. Mart. desselben Jahres in Begleitung zweyer Priester ... auf dem hiesigen Gerichten zustaendigen Executions-Platze oeffentlich decolliret“ [enthauptet].

Für den wichtigsten Bedarf entwickelte sich ein Dorfhandwerk, das Bauernfamilien von Arbeiten entlastete bzw. den Weg in die Stadt ersparte. Zum Jahr 1631 ist erstmals ein Meyhener, Hans Kahle, als Schneider erwähnt, 1693 mit Michael Voigt ein Schuster. Als Hufschmiede sind 1716 Georg Ludwig und 1727 Christoph Becher genannt. Als Böttcher arbeitete 1726 Hans Bock. Zimmermann war der 1740 erwähnte Johann Spindler. 1778 rettete Meister Bielchen, Zimmermann und Einwohner Meyhens, die Turmspitze der Lützener Kirche, in die der Blitz eingeschlagen hatte, vor der Zerstörung. Ein Tischlergeselle aus Meyhen ist 1741 erwähnt. Da sich die Belege häufen, ist mit dauernder Ansiedlung von Handwerkern zu rechnen. Allerdings werden sie oft nicht nur mit ihrem Beruf, sondern auch als „Nachbarn“ bezeichnet, was heißt, dass sie neben ihrem Handwerk auch Landwirtschaft betrieben. Der Ort zählte 1765 16 besessene Männer, die 9 Hufen bewirtschafteten.

Die Zeit der napoleonischen Kriege brachte größte Unruhe und Erschwernisse. Am 2. Mai 1813 – während der Schlacht von Großgörschen – stand zunächst das Korps Wintzigerode der Verbündeten bei Meyhen. Hierher sandte Napoleon nach Beginn der Schlacht Truppen unter dem Vizekönig von Italien, um von da aus einzugreifen. Die Friedensschlüsse auf dem Wiener Kongress 1815 führten dazu, dass große Teile des Stifts Merseburg – darunter Meyhen – an Preußen fielen. Das Dorf gehörte ab 1816 zum (XIV.) Amtsbezirk Kitzen des Kreises Merseburg. Zu Meyhen hieß es 1819, es „hat 18 Häuser, 100 Einwohner, 6 Hufen und 5 Pferde; über ein Haus, und die ganze Dorfflur stehen dem Amte Lützen die Erbgerichte zu.“

Nur langsam wuchs der Ort; 1858 zählte er 20 Wohnhäuser und 113 Einwohner, die Gemarkungsgröße betrug (1895) 138 ha. Eine gewisse Infrastruktur entstand. Dazu gehörte ein Armenhaus (erste Erwähnung in den Separationsunterlagen), um bedürftigen Einwohnern ein Obdach zu geben. Es stand östlich neben dem Kriegerdenkmal, besaß eine Größe von ca. 4,50 x 8,00m und Mauern aus Lehmformsteinen von ½ Meter Stärke. Zwei Räume boten ca. 24 m² Platz. Keller und Nebengelass gab es nicht. Eine Treppe führte auf den Boden, der vermutlich zum Schlafen diente. Nach Unterlagen der Volkszählung von 1895 war das Armenhaus jedoch unbewohnt und wurde in den folgenden Jahren als Spritzenhaus genutzt. Bei dem am 26. Dezember 1879 ausgebrochenen Brand der Schulscheune in Meyhen konstatierte der Chronist: „Da gleich zwei Spritzen da waren, kam das Feuer nicht recht zum Ausbruch.“ 1892 schaffte Meyhen eine neue Feuerspritze an.

Neben Bauernfamilien, Knechten und Mägden wohnten und arbeiteten im Dorf auch Zimmerleute, Schneider, Schuhmacher, Hufschmiede mit Gesellen sowie Schankwirte. Andere trieb es fort: Unter den 22 Zöglingen, die 1847 das Königliche Haupt-Seminar zu Weißenfels verließen, befand sich auch Franz Bernardo Vogel aus Meyhen. Ein Gasthof wurde eingerichtet, der bald als Ausflugslokal sehr beliebt war. Er erhielt, wohl nach dem Krieg 1870/71 den Namen „Zur Friedenseiche“. Einen Einkaufsladen und den Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel hat es jedoch nie gegeben. Zwei Einwohner besaßen bis Mitte des 20. Jahrhunderts die Genehmigung zur Ausübung eines Wandergewerbes.

\"\"

Der Jugendverein „Teutonia“ Räpitz-Meyhen entstand. Mitgliederzahl und Jahr der Auflösung (1933?) sind unbekannt. Vermutlich organisierte er Dorffeierlichkeiten, seine Mitglieder betätigten sich aber wohl nicht sportlich. Seit 1895 ist die amtliche Schreibweise „Meyhen“ des Ortsnamens gültig.

In diesem Jahr gab es laut Volkszählung 45 männliche und 59 weibliche Einwohner sowie 21 bewohnte Häuser. Die Karte von 1912 zeigt, dass sich das Dorf hinsichtlich seiner Größe kaum verändert hatte;es gab keinerlei Anbauten. Seit Ende des 19. Jahrhunderts verdienten viele Bewohner als Industriearbeiter oder Angestellte ihr Brot. Teilweise zogen sie fort; wer im Ort wohnen blieb, betrieb häufig Landwirtschaft als Nebenerwerb weiter, um die oft kärglichen
Lebensbedingungen aufzubessern.

Im 1. Weltkrieg fielen Albin Erbe, Albin Schmidt, Willy Röhr, Paul Röhr und Albin Krostewitz, vermisst wurde Otto Zimmermann, während Felix Mitzschke im Lazarett verstarb. Zu ihrem Gedenken wurde in den 1920er Jahren ein Denkmal errichtet (1928 in einem Gedicht G. Bratfischs erwähnt). 1916 erfolgte der Anschluss an das Elektrizitätsnetz; westlich hinter dem Ort wurde eine Trafostation gebaut. Bis zur Elektrifizierung trieben die Bauern alle Geräte und Maschinen nur manuell oder mit Pferdekraft an. Sie besaßen Pferdegöpel, wärend Dampfkraft nicht in Anwendung kam. 1927 erfolgte die Verlegung von Straßenpflaster im Dorf. Auch der Bau der Pflasterstraße von Schkeitbar nach Meuchen begann, wobei 1927 der Schützenteich, ein beliebter Spielplatz der Kinder, eingeebnet wurde.

Im 2. Weltkrieg wurden Menschen als Fremdarbeiter gezwungen, im Dorf zu arbeiten. Sieben Einwohner mussten ihr Leben lassen. Nach dem Ende des Krieges schien vielespolitisch, ökonomisch und kulturell in eine bessere Richtung zu weisen – trotz unendlich vieler Probleme auf allen Gebieten. So waren zahlreiche Flüchtlinge und Umsiedler aufzunehmen und wider ins Leben einzugliedern, wie der Zuwachs an Einwohnern von 91 (1939) auf 124 (1946) zeigt.

In der Flur nach Meuchen zu entstanden um 1945 Baumstreifen zwischen den Feldern als natürliche Begrenzung und Windschutz, jedoch zu weit auf Meuchener Flur. Meyhen wurde nach 1945 zeitweise durch die Gemeinde Meuchen verwaltet. Bis 1950 gehörte es zum Kreis Merseburg, danach zum Kreis Wießenfels in Sachsen-Anhalt und seit dem 3. Juli 1952 zum Landkreis Leipzig im gleichnamigen Bezirk (die Länder wurden aufgelöst). 1950 ging 12 Meyhen (letzter Bürgermeister Kurt Bratfisch) in der neuen Großgemeinde Räpitz auf. 1965 kam es zur Auflösung der Meyhener Feuerwehr. Letzter Wehrleiter war Heinz Heil. Den Schutz übernahm Schkeitbars Wehr.

Mit der Bildung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) Typ III in Schkölen/Räpitz „Vorwärts“ 1955, der auch vier Meyhener Höfe und zwei Handwerker angehörten, und der LPG Typ I „Sputnik“ im Frühjahr 1960 mit 7 Höfen, kaum freiwillig, mehr durch Zwang, veränderte sich in Meyhen vieles. Hatten die Bauern bisher kleine Felder und Ställe bewirtschaftet, so kam es zunehmend zu industrieller Großproduktion auf zusammengelegten Feldern, wachsendem Einsatz der dafür erforderlichen Technik und Viehhaltung in anderen Ortschaften. In Meyhen wurde ein großer Schweinestall für ca. 100 Masttiere eingerichtet (Dorfplatz 14, bei der Tierpflegerin, genannt Schlawa). Teilweise hielten Genossenschaftsbauern, Landarbeiter und andere Dorfbewohner bei großzügiger Stützung und steuerfreiem Verkauf der Produkte Vieh in Mengen, für die keine Futtergrundlage vorhanden war. Auch veränderte sich nach und nach das Gesicht Meyhens selbst: Ställe wurden zu Wohnungen umgebaut, andere sowie Scheunen und Wohnhäuser verfielen.

Einer der letzten im Dorf tätigen Handwerker war Schuhmacher Kurt Germer, der seine Werkstatt etwa bis 1970/71 betrieb. Seit 1991 kamen ambulante Händler mit Lebensmitteln, Obst und Gemüse, Backwaren, Fleisch- und Wurstwaren sowie Feinfrostkost in den Ort, so die Bäckerei Häntsch aus Kitzen, die Pegauer Fleisch- und Wurstwaren GmbH, Faily Frost aus Kitzen, Fischwaren-Hutfilz aus Groitzsch. Dieser Service wird, besonders von älteren Bürgern, rege genutzt. Für größere Einkäufe muß man dagegen mit dem PKW in die nächsten Orte, Städte oder Einkaufszentren fahren.

1995 erfolgte der Wohnhausneubau Dorfplatz 3. Andere Gebäude erhielten durch Umbau und Modernisierung ein neues Gesicht. Der bauliche Charakter des Bauerndorfes geht so zunehmend verloren. Dennoch zog es einige Familien hierher, weil für sie die dörfliche Idylle des Ortes die Alternative zur Hektik der Großstadt bildet.

Am 12./13. Dezember 1998 begingen Meyhens Einwohner und deren Gäste die von der Stadtverwaltung Markranstädt, dem Ortschaftsrat Räpitz und dem Heimatverein Räpitz e. V. organisierte 550-Jahrfeier. Eine Festschrift erschien, und zahlreiche Veranstaltungen gehörten zu dem viele Menschen erfreuenden Programm. Höhepunkt war der Festumzug am zweiten Tag. „In den letzten Jahren hat sich in Meyhen viel getan, und dem Besucher fällt auf, daß schrittweise jeder Einwohner bemüht ist, Sanierungen, Umbauten oder Neubauten vorzunehmen“, hieß es im Jubiläumsjahr 1998. „Am Bespiel Meyhen wird deutlich, daß seine Bewohner mit dem verbesserten Lebensumfeld auch in Zukunft gerne hier wohnen werden.“

Bei den Texten handelt es sich ausschließlich um Zitate aus der Chronik \"Zwischen Schwarzbach und Knateberg\" aus dem Jahr 2008. Auch die Bilder wurden aus dieser übernommen. Die Übernahme der kompletten Texte würde außerhalb des vorgesehenen Rahmens der Webseite liegen.